Lehrmeisterin Natur - Wie Lernen im Freien gelingen kann

Nicht nur für Kleinkinder bietet sich die Natur für das Begreifen und Erfahren der Welt an. Auch mit Schulkindern gibt es viele Möglichkeiten, klassischen Schulstoff in der Natur zu festigen. So kann die oftmals ungeliebte Hausübungs- und Lernzeit zuhause ganz schön spannend sein und richtig Spaß machen. Das Lernen selber tritt in den Hintergrund und geschieht quasi nebenbei

 

Spontane Lernsituationen im Freien

Doch wie kann man dieses Lernen im Freien nun konkret gestalten? Manchmal können diese Lernsituationen ganz spontan entstehen, bei einem Spaziergang etwa. Wenn beispielsweise auf dem Weg ein Schild oder ein Auto mit einer Aufschrift steht und das Kind das Wort liest oder einzelne Buchstaben nennt. Oder wenn man mit dem Kind den Umfang eines richtig dicken Baumstammes schätzt.

Manchmal ergeben sich auch aus ursprünglich anderen Spielen konkrete Lernsituationen: So kann aus dem Eingravieren mit Stöcken in Erde oder Sand plötzlich das Schreiben von Buchstaben, Wörtern, Zahlen oder Rechnungen werden. Wichtig dabei: Wenn Eltern selber dabei Freude ausstrahlen, den Spaß an der Sache in den Vordergrund stellen und das Kind nicht bedrängen („Komm, eine Rechnung schreiben wir jetzt noch in den Sand!“), machen diese spontanen Lernspiele viel Spaß und bleiben auch in Zukunft ein attraktiver Zeitvertreib für die Kinder.

 

Spaziergang mit Einmaleins

Man darf aber auch ganz gezielt zum Lernen ins Freie gehen, zum Beispiel um das Einmaleins bei einem Spaziergang zu üben. Wie das geht, erfahren SPIEGEL-Lernlots*innen im Rahmen der Ausbildung. Erfahrungsgemäß sind die Teilnehmer*innen begeistert von dieser unterhaltsamen Methode, die einerseits das Lernen unterstützt, gleichzeitig aber auch eine qualitätsvolle Eltern-Kind-Zeit an der frischen Luft ist.

Aber auch Lernen für den Sachunterrichtstest, Wiederholen von Englischvokabeln … können bei einem Spaziergang erledigt werden. Die Bewegung aktiviert das Gehirn und steigert das Wohlbefinden, das Sonnenlicht sorgt für Vitamin D und gute Laune. Zusätzlich zum Schulerfolg machen sich somit auch noch andere positive Nebenwirkungen bemerkbar.

 

Übung macht den Meister

Doch das Lernen im Freien will geübt sein, denn gerade bei den ersten Malen lassen sich Kinder leicht ablenken. Ein Traktor fährt vorbei, eine Fliege landet auf der Nase, der Nachbar startet den Rasenmäher …: Das alles ist mindestens genau so interessant wie der Lernstoff. Wichtig ist, sich nicht entmutigen zu lassen und solche Unterbrechungen mit Gelassenheit und Humor zu nehmen. Gespräche darüber, wie es dem Schulkind beim Lernen im Freien ergangen ist, was gut klappt und was vermieden werden soll, schaffen nach einiger Zeit ein Bewusstsein für eine erfolgreiche Lernstrategie im Freien. Davon profitiert das Schulkind während seiner gesamten Schullaufbahn, begibt sich höchstwahrscheinlich auch als Teenager noch gerne zum Lernen ins Freie – und profitiert auch im Jugendalter von all den erwünschten Nebenwirkungen.